Nikon Z9 - Erste Eindrücke

Endlich ist es da - das Objekt der Begierde. Nach langem Warten hatte ich dank Herrn Slavik von der Firma Hartlauer Ende März die Gelegenheit die "neue" Nikon Z9 unter meinen Bedingungen zu testen. Vorschusslorbeeren gab's/gibt's ja mittlerweile schon genug, aber auch zahlreiche kritische Meinungen. Hält sie, was Nikon verspricht? Genau das wollte ich herausfinden.

Erster physikalischer Kontakt:
Schon beim Auspacken konnte ich feststellen, dass der Body sehr gut in der Hand liegt. Etwas kleiner als meine D5, aber tortzdem passt sie in meine Hand. Auch das Gewicht ist recht ordentlich. Sie liegt immer noch ergonomischer in der Hand als die D850 mit Batteriegriff.
Einschalten, aha binnen kürzester Zeit ist sie betriebsbereit. Die Menüs sind gottseidank selbsterklärend und nikonmässig aufgebaut, denn im Handbuch braucht man erst gar nicht nachzusehen. Da findet man kein Wort zur Menu-Struktur oder ähnliches. Nur wie man die Batterie und Speicherkarten einlegt, etc. Was ja unbedingt notwendig ist. Die Kamera wird ja von so vielen Anfängern gekauft. Aber alles ist an "seinem Platz". Schnell "meine persönlichen Einstellungen", die ich seit vielen Jahren verwende, gemacht. Draussen im Feld muss es schnell gehen, da hab' ich gegbenenfalls keine Zeit um lange nachzudenken oder gar etwas zu suchen. Teilweise habe ich D5 als Schummelzettel dazu benutzt um nichts zu vergessen. Dann mal eine Linse dranstecken. Natürlich FX-Linsen über den mitgelieferten FTZ-Adapter. Dieser erweckt eher einen "billigen Eindruck" in seinem Kunststoffkleid. Hatte irgendwie Bedenken, wenn ich daran dachte das 5,6/800 oder gar das 4,0/600 da drauf zu stecken. Aber zuerst kam mal das 1,4/105 in die Reihe. Offenblende und Nahgrenze - optimal zum Testen des Augen-AF. Erste geplante Opfer: Meine Mietzekatzen. Huhu, wo seid ihr? Alle schlafen, nur Jerry ist wach. Der war ja schon beim Auspacken der Kamera live dabei. Also Kamera auf Jerry richten, schwupp, Auge entdeckt und scharf gestellt, klick. Ganz einfach ...

Erstes Bild - Test Augen-AF, Ausschnittvergrösserung (zum vergrössern klicken)

Anschliessend auf der Terrasse ein paar Blümchen fotografiert. Eigentlich habe ich auf ein paar Vögelchen gewartet, aber die kamen nicht. Zum Einsatz kam hier mein AF-S NIKKOR 180-400 mm 1:4 E TC1.4 FL ED VR.

Die obige Aufnahme ist mit ISO 12800 entstanden. Hier sieht man schon deutlich die von mir befürchteten Grenzen. Das Bild im Gesamteindruck ist ja recht ok, aber bei höheren ISO-Zahlen entstehen im unscharfen Bereich der Bilder recht unschöne, oft unmotivierte Artefakte. Damit wird das wunderschöne, homogene Bokeh meiner doch recht tollen grossen Zauberlinsen sehr in Mitleidenschaft gezogen.

 

Tag 2 - frühmorgens. Angesagter Sonnenaufgang 06:34 Uhr. Um 06:10 im tiefsten Burgenland. Mal aus Jux fotografiert bevor es "ernst" wird. Da es noch sehr dunkel war kam hier das AF-S NIKKOR 180-400 mm 1:4 E TC1.4 FL ED VR (ohne eingeschalteten Konverter) zum Zug.

Die Obergrenze in der ISO-Automatik habe ich mit hier 12800 festgesetzt. Das entstehende Rauschen wird darüber wirklich unansehlich und ist nicht mehr vertretbar. Wesentlich schlimmer als bei meiner D5 mit über ISO-51200.
Und was wirklich schlimm ist: es lässt sich auch software-mässig nicht mehr entfernen.
Wie schlägt sie sich nun mit Tierbildern? Das galt es als nächstes zu testen. Verwegen wie ich bin, hatte ich vollstes Vertrauen in die Z9 und die D5 an diesem Tag kaum benutzt. Die selbe Szene mit zwei Kameras zu fotografieren geht ja schwer draussen in der Wildnis. Nicht ist reproduzierbar .....

Als nächstes habe ich einen Fasan getroffen ... 14 Minuten nach Sonnenaufgang. Leichtes Gegenlicht.

Man sieht deutlich die Grenzen. Das Bild insgesamt macht einen "guten Eindruck". Sobald man dieses aber in 100%-Ansicht betrachtet wird's etwas unschön.

Weiteres Beispiel. Aufgenommen um 07:27 Uhr, also schon "mehr Licht" vorhanden:

Und weil es grad so schön ist, noch ein drittes Beispielbild. Es war 07:29 Uhr. Das Licht am Wasser schon fast zu hart. Aber man nimmt was man kriegt .....

 

Für ein (vorläufiges) Fazit dieses ersten Kontaktes muss ich noch ein wenig in mich gehen. Ich denke, das kommt dann morgen nachgeliefert.

Na gut - was ist nun das vorläufige Resumee dieses Tests? Viele Gedanken kreisen durch meinen Kopf. Ich schreibe hier meine Meinung nieder. Was ich so gelesen habe, darf man keinem Besitzer einer Z9 die ehrliche Meinung sagen. Umgehend wird in den meisten Fällen die Kommentarfunktion deaktiviert. Ich beobachte schon sehr lange - man sieht viele Wildlife-Aufnahmen, höhere ISO-Zahlen, glattgebügelt ohne Struktur im Fell oder im Gefieder. Das ist schön? Für mich eher nicht. Aber nur niemanden auf den Schlips treten. Alle glauben, die "Eierlegende-Wollmilchsau" gekauft zu haben. Also beschränke ich die Kritik hier auf meiner Website, wo es keine Kommentarfunktion gibt .....

Der Autofokus ist so ziemlich der Beste, den ich jemals vor meinen Augen hatte. Der Augen-AF funktioniert recht gut, sogar in der Dämmerung. Diese absolute Zuverlässigkeit, die propagiert wird kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen.
Die Bildqualität ist top, sie beginnt allerdings recht früh zu rauschen und produziert unschöne, nicht nachvollziehbare Artefakte im Bokeh. Und meine Lieblingslinsen produzieren in der Regel so ziemlich das schönste Bokeh das man für Geld kaufen kann. Der Gesamteindruck der Bilder ist schön. So lange man nicht zu sehr croppt oder das Bild in 100%-Ansicht betrachtet (Was ich für die Beurteilung meiner Bilder leider mache).

Mit der D5 fotografiere ich ohne nachzudenken bis zu ISO 51200. Und dann oft nur mit einer Belichtungszeit von 1/125s oder sogar mitunter länger. Etwaige Bewegungsunschärfen sind auf Grund der geringen Auflösung mit Glück kaum sichtbar. Das Rauschen ist bis zu diesem Wert absolut beherrschbar. Wegen der hohen Auflösung der Z9 sollte man mit kürzeren Belichtungszeiten fotografieren (so wie mit der D800 oder der D850). Dies ist aber auf Grund des Rauschverhaltens nicht wirklich möglich.

Keine "einfache Kamera". Sie erfordert viel Know-How um sie zu beherrschen und um nicht als Fotograf von der geballten Ladung an Technik beherrscht zu werden, die in ihr steckt. Als "Ersatz" für die D850 ein eindeutiges JA - als Ersatz für meine D5 ganz ganz eindeutig NEIN. Als Action-Kamera für meine Zwecke unbrauchbar. Was nutzt ein schneller Augen-Autofokus der zwar extrem schnell und zum Grossteil zuverlässig scharf stellt aber das Bild dann im Rauschen untergeht ???
Das nun-plus-ultra-Gerät wäre wohl eine Z9x mit einer Auflösung von 24 MP und damit dem Rauschverhalten einer D5/D6 .....

In den obigen Zeilen verbirgt sich viel negatives. Es sind Punkte, die mir aufgefallen sind (weil sie mir wichtig sind). Es besteht kein Zweifel daran, dass die Kamera gut ist. Schliesslich ist das aktuelle und auch das kommende Bild des Monats hier auf der Website damit gemacht. In beiden Fällen hätte ich die Aufnahme wahrscheinlich auch mit der SLR (D5 oder D850, egal) in den Kasten gebracht. Aber der Augen-AF hat gute Arbeit gemacht und mir das Leben bei diesen Bilder unheimlich erleichtert.
Und bevor jemand fragt (was schon sehr zahlreich erfolgte) ob ich sie mir kaufen werde: Ja oder nein? Weiss ich nicht!
Eher ja oder eher nein? Schon etwas leichter zu beantworten. Das Geld für die D6 liegt seit ihrem Erscheinen immer noch ungenutzt herum. Die D6 war es mir nicht wert. Die D5 ist sicher in meinen Händen "gleich gut". Also ich antworte mit "eher ja" - schliesslich brauche ich hin und wieder ein neues Spielzeug. Als "Ersatz" für meine D850! Auf die D5 möchte ich definitiv nicht verzichten. Ich bin kein "Sonnenscheinfotograf", mich reizt das mitunter "schlechtere Licht". Sie bleibt mein "Nachtsichtgerät" ...

Update:
Sehr spontane Entscheidung - nachdem ich rein zufällig "eine Kleinigkeit" gewonnen habe und rein netto gerechnet etwas übrig blieb, hab' ich sie mir bestellt. Zum Preis von € -1,00 kann man sie ja nehmen - als Ersatz für die D850 wohlgemerkt. Denn meiner alten Dame, der D5 bleib' ich auf alle Fälle treu .....